Von Alexander Maier
Die Burg gehört zu den wichtigsten Esslinger Wahrzeichen, vielen liegt das alte Gemäuer hoch über den Dächern der Stadt sehr am Herzen. Demnächst wird die Burg wieder Schauplatz dreier großer Konzerte unter freiem Himmel sein, das Kommunale Kino nutzt das besondere Flair der historischen Anlage für sein alljährliches Open-Air-Filmfestival. Vor allem aber steht die Burg als touristische Attraktion bei vielen hoch im Kurs. Doch in den vergangenen Jahren blieben dort droben viele Wünsche offen: Der Dicke Turm und die Hochwacht stehen seit geraumer Zeit leer, der Zugang zum Pulverturm musste wegen Unfallgefahr gesperrt werden, dichter Bewuchs hat stellenweise dem Mauerwerk mächtig zugesetzt. Künftig soll die städtische Gebäudeverwaltung (SGE) jedes Jahr einen festen Betrag aus dem städtischen Haushalt erhalten, damit die Rückstände bei der Instandhaltung der Burganlage nach und nach einem festen Fahrplan folgend abgearbeitet werden können. Dabei rückt auch der Dicke Turm wieder verstärkt in den Fokus, für dessen Wiederbelebung sich die Initiative Turmwächter und der Burgverein stark machen.
Starke Unterstützer
Einst war der Dicke Turm ein Ort gepflegter Gastlichkeit, doch er steht seit Jahren leer. Den Turmwächtern ist es gelungen, das markante Gebäude wieder zu einem Thema in der Stadt zu machen. Mittlerweile arbeiten die Turmwächter mit dem Burgverein zusammen, der sich in der Vergangenheit um die Renovierung von Burgstaffel und Seilergang verdient gemacht hatte. Gemeinsam wollen beide Gruppierungen Spenden mobilisieren, um den Turm wieder zugänglich zu machen.
Dabei setzt man auch weiterhin auf einfallsreiche Aktionen wie kürzlich das erste Esslinger Glockenkonzert, das der Turmwächter Cornelius Hauptmann auf den Weg gebracht hatte – Veranstalter war dann der Burgverein zusammen mit der Initiative. Die Spendengelder, die mit solchen Aktionen akquiriert werden, sind hoch willkommen, denn in nächster Zeit soll sich einiges bewegen: Wie unlängst im Betriebsausschuss der SGE bekannt wurde, soll noch in diesem Sommer ein Bauantrag für die Gesamtmaßnahme eingereicht werden. Dann könnten in einem ersten Sanierungsschritt die Zugänglichkeit zur Burgstube ermöglicht und eine sichere Evakuierungslösung für dieses Stockwerk realisiert werden. In weiteren Schritten werden dann die Erschließung des großen Saales, die Sanierung der Toilette und der Haustechnik sowie ein barrierefreier Zugang in Angriff genommen.
Hochwacht rückt wieder in den Fokus
Erste Maßnahmen kann die SGE bereits vermelden: So wurde wegen der Unfallgefahr in einem ersten Schritt die innere Holztreppe im Burghof zum Seilergang zurückgebaut. Nach intensiven Gesprächen mit der Stadt kam das Landesdenkmalamt zu dem Schluss, dass die marode Treppe keinen historischen Hintergrund habe und nicht wieder neu errichtet werden müsse. Wegen der Unfallgefahr wurden der Zugang zum Pulverturm gesperrt, der Efeubewuchs zurückgeschnitten und die Zugänglichkeit mit einem Geländer gesichert. Die Außenmauer der Terrasse an der Gaststätte Trödler zur Burg hin wurde eingerüstet, der Bewuchs entfernt und eine Musterfläche aufgearbeitet. Mit dem Denkmalamt wurde das weitere Vorgehen bei der Sanierung festgelegt: Beginnend am Pulverturm soll die Mauerkrone gegen Feuchtigkeit gesichert werden, nach Rücknahme des Bewuchses werden die Steinoberflächen aufgearbeitet.
Neues Leben soll demnächst auch wieder in die Hochwacht einkehren: Zum 1. April 2018 wird dort ein Stipendiat der Weiler-Stiftung einziehen und sich sechs Monate lang mit bauhistorischen Forschungen für Esslingen befassen. Zuvor sind allerdings brandschutztechnische Nachrüstungen nötig. „An der baulichen Substanz sollen vorerst keine Ergänzungen vorgenommen werden“, heißt es in der Sitzungsvorlage für den SGE-Ausschuss. „Die Nachrüstung eines zweiten Rettungsweges hat hier höchste Dringlichkeit. Ein Baugesuch ist in Bearbeitung.“