ESSLINGEN: Stadtverwaltung legt Konzept für Sanierung und Instandhaltung der historischen Anlage vor – Gemeinderat soll am 2. Mai entscheiden. Von Alexander Maier
Jahrelang gehörte die Burg nicht gerade zu den bevorzugten Themen der Esslinger Kommunalpolitik, doch das soll sich nun ändern: Während der jüngsten Klausurtagung des Gemeinderates präsentierte Finanzbürgermeister Ingo Rust ein Sanierungs- und Instandhaltungskonzept, das bis 2029 Investitionen von rund 2,6 Millionen Euro vorsieht. Der Burgverein und die Initiative Turmwächter, die sich für Erhalt und Aufwertung des Esslinger Wahrzeichens stark machen, sehen durch die jüngsten Signale ihr Engagement bestätigt. Allerdings muss der Gemeinderat noch grünes Licht geben. Ende April beraten die Ausschüsse zunächst nichtöffentlich, eine Entscheidung soll am 2. Mai fallen.
Wenn es nach der Stadtverwaltung geht, sollen alle Bauwerke auf der Esslinger Burg nach und nach saniert werden. Die kalkulierten Gesamtkosten von 2,6 Millionen Euro möchte die Verwaltung bis 2029 in Tranchen aufteilen, die für den Etat verträglich sind. Durchschnittlich sollen 185 000 Euro jährlich in den Erhalt der Burg fließen. Die Fachleute im Rathaus würden gerne schon in diesem Jahr loslegen und erste Schritte zur Sanierung der Verbindungsmauer zwischen Burgschenke und Melac-Häuschen einleiten. 2017 wäre die Mauer zwischen Pulverturm und Dickem Turm an der Reihe.
Etwas komplizierter ist die Situation beim Dicken Turm: Generell ist die Stadt verpflichtet, sich um die Erhaltung der Bausubstanz auf der Burg zu kümmern – die Voraussetzungen für eine konkrete Nutzung muss sie nicht schaffen. Aus brandschutzrechtlichen Gründen ist der Dicke Turm seit 2011 geschlossen. Eine neuerliche gastronomische Nutzung scheint in weiter Ferne, weil dazu nicht nur beim Brandschutz, sondern auch an der Technik kostspielig nachgebessert werden müsste. „Die Innensanierung des Dicken Turms wäre eine Freiwilligkeitsleistung, die die Stadt aufgrund ihrer Finanzlage auf lange Sicht nicht finanzieren kann“, erklärt Rathaussprecher Roland Karpentier. Damit ist das Thema jedoch nicht völlig vom Tisch – dem Esslinger Burgverein und der Initiative Turmwächter sei Dank. Beide engagieren sich schon länger für die Esslinger Burg, und sie haben der Stadt mit Blick auf den Dicken Turm ihre Unterstützung zugesagt. Verwaltung und Gemeinderat haben zufrieden registriert, dass beide Organisationen ihre Kräfte bündeln und Spenden für den Dicken Turm sammeln wollen.
Ganz billig wird dieses Vorhaben allerdings nicht: Rund 2,4 Millionen Euro würde eine Innensanierung des Dicken Turms kosten, die nach den Vorstellungen der Verwaltung in vier getrennten Bauabschnitten realisiert werden kann. In einem ersten Bauabschnitt soll die Burgstube im zweiten Obergeschoss wieder nutzbar und für die Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden – allein dafür würden knapp 600 000 Euro fällig werden. Bei der Finanzierung dieses ehrgeizigen Vorhabens setzt die Stadt nicht nur auf die Unterstützung von Turmwächtern und Burgverein, sondern auch auf andere Spender – und auf die Denkmalstiftung, die auch die Sanierung der Burgstaffel großzügig gefördert hat.
Burgverein: „Das Konzept der Stadt kann ich nur unterstützen, und wir werden unseren Teil dazu beitragen“, sagt Hagen Schröter, der Vorsitzende des Esslinger Burgvereins. „Das Tolle und Einzigartige daran ist, dass das Konzept Prioritäten setzt und nicht mit einer Riesensumme aufwartet, sondern das Vorhaben auf finanziell verdauliche Jahresscheiben herunterbricht.“ Schröter findet es besonders wichtig, dass sich an der Burg zügig Fortschritte zeigen. Das wäre ein wichtiges Signal an all die Menschen, die zu Spenden bereit sind. Dass die Innensanierung des Dicken Turms nicht zu den kommunalen Pflichtaufgaben gehört, ist für den Vorsitzenden des Burgvereins klar: „Die Stadt muss sich vor allem mit Denkmalschutz- und Sicherheitsaspekten beschäftigen, aber beispielsweise nicht damit, dass im Dicken Turm die Catering-Ausstattung stimmt. Dafür versuchen wir vom Burgverein, zusammen mit den Turmwächtern Spendengelder zusammenzutragen.“
Turmwächter: Der Vorstoß der Stadtverwaltung für eine Sanierung der Burg findet auch bei der Initiative Turmwächter Beifall: „Wir begrüßen dankbar die positive Entwicklung bezüglich der Burganlage und speziell des Dicken Turms“, erklärt Petra Helmcke. „Endlich haben wir die Gemeinderatsvorlage, auf die wir mit viel ehrenamtlicher Arbeit, viel Herzblut und einem unglaublichen Rückhalt der Esslinger Bevölkerung hingearbeitet haben.“ Dass die Kosten für die Innensanierung des Dicken Turms nicht von der Stadt getragen werden können, ist auch für sie mit Blick auf die Haushaltslage klar. Umso bedauerlicher sei, „dass zu Zeiten, als der Dicke Turm noch Pachteinnahmen abgeworfen hat, keine größeren Sanierungen vorgenommen wurden“. Doch die Initiative will nicht nachkarten. „Ein nach vorne gerichteter Blick mit hochgekrempelten Ärmeln ist die einzige Möglichkeit, dem Esslingen Wahrzeichen wieder Leben einzuhauchen“, findet Helmckes Mitstreiterin Svenja Fleckenstein. Deshalb sei es sinnvoll, die Sanierung in Etappen anzugehen, um wenigstens einen Teil des Turms wieder begehbar zu machen. Ein klares Signal des Gemeinderates sei auch mit Blick auf Spender nötig. „Unsere Mitglieder sind hoch motiviert und freuen sich auf die weitere Arbeit“, versichert Turmwächterin Christine Keinath. Petra Helmcke setzt auf „eine weiterhin gute und vertrauensvolle Zusammenarbeit mit dem Burgverein und der Bürgerschaft: „Wir sind sicher, dass die Bürger die Initiative von Bürgermeister Rust und der Verwaltung freudig anerkennen und ihren Teil mittragen werden, um unseren Dicken Turm wieder erblühen zu lassen.“