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Das Jahr des Dicken Turms ist eingeläutet (EZ 08.01.2020)

Das Jahr des Dicken Turms ist eingeläutet.

Esslingen Stadt möchte die ersten beiden Abschnitte der Sanierung bis Dezember in trockene Tücher bringen

Von Alexander Maier

Esslingen Jahrelang lag Esslingens Dicker Turm im Dornröschenschlaf, und es gab Zeiten, da hätten nicht viele darauf gewettet, dass sich daran so rasch etwas ändern würde. Die Stadt verwies auf knappe finanzielle Spielräume und großen Sanierungsaufwand – zeitweise wurden Kosten von bis zu sieben Millionen Euro kolportiert. Doch viele Esslingerinnen und Esslinger mochten nicht zuschauen, wie das Wahrzeichen ihrer Stadt mehr und mehr ins Abseits geriet: Eine Turmwächter-Initiative wurde gegründet und setzte sich mit Unterschriften und Spendenaufrufen für die Sanierung ein, der Burgverein sammelte namhafte Spenden und entwickelte Ideen für die künftige Nutzung, zahlreiche Bürger und Unternehmen ließen die Spendenkasse klingeln. Und schließlich entschied der Gemeinderat, jeden gespendeten Euro aus dem Stadtsäckel zu verdoppeln, damit die Turm-Sanierung nicht zur unendlichen Geschichte wird. Mittlerweile ist genug Geld in der Kasse, damit 2020 zum Jahr des Dicken Turms werden kann. Noch im alten Jahr hat der Betriebsausschuss Städtische Gebäude (SGE) des Gemeinderats die ersten Bauarbeiten vergeben und einen ambitionierten Zeitplan beschlossen: Bis Dezember 2020 sollen die ersten beiden Bauabschnitte erledigt sein. Dann soll die Burgstube im zweitobersten Stockwerk des Turms mit etwa 50 Plätzen wieder für erste Veranstaltungen nutzbar sein. Wenn das komplette Sanierungskonzept realisiert ist, können sogar bis zu 199 Personen die Räume im zweiten und dritten Obergeschoss gleichzeitig nutzen.

Die SGE plant die Sanierung des Dicken Turms in drei Bauabschnitten – vorbereitende Arbeiten hatten schon vor Weihnachten begonnen. Und im neuen Jahr soll es nun richtig losgehen: Die baurechtlichen Anforderungen machen es erforderlich, dass das Treppenhaus als erster Fluchtweg ertüchtigt und ein zweiter Rettungsweg über den Seilergang geschaffen wird. Die Fenster im zweiten Obergeschoss werden mit einer denkmalgerechten Isolierverglasung versehen, die Sanitärräume werden neu geordnet und durch eine Behindertentoilette ergänzt. Außerdem muss die altersschwache Elektrik erneuert und durch eine Notbeleuchtung ergänzt werden. Wände, Böden und Decken werden möglichst gereinigt – wo das nicht mehr genügt, müssen sie erneuert werden. Im zweiten Bauabschnitt wird der bestehende Aufzug aus- und ein neuer Aufzug vom Eingang des Dicken Turms bis ins zweite Obergeschoss eingebaut. Der repräsentative Bürgersaal im dritten Obergeschoss soll dann in einem dritten Bauabschnitt wieder nutzbar werden – entsprechende Pläne hat der Burgverein bereits vorgestellt. Doch bis es soweit ist, müssen noch eine neue Treppe und ein Personenaufzug vom zweiten ins dritte Obergeschoss eingebaut werden, außerdem müssen bau- und brandschutzrechtliche Anforderungen erfüllt werden.

Bereits im März 2019 hatte der SGE-Betriebsausschuss den Weg für die ersten Bauabschnitte freigemacht – mit der Vergabe der Bauarbeiten stehen die Signale nun endgültig auf „Grün“. Der erste Bauabschnitt wird mit 696 000 Euro zu Buche schlagen, weitere 160 000 Euro werden für den zweiten Abschnitt fällig. Damit summieren sich die Kosten für Aufzug, Rohbau-, Gerüst-, Putz-, Trockenbau-, Estrich-, Maler-, Sanitär-, Heizungs- und Elektroarbeiten im ersten und zweiten Abschnitt auf 856 000 Euro. Für den Beginn des dritten Sanierungsabschnitts steht noch kein konkreter Zeitpunkt fest. Ehe diese letzte Etappe angegangen wird, müssen zunächst weitere Spenden fließen – schließlich hatte der Gemeinderat festgelegt, den Zeitplan für die Sanierung am Stand des Spendenpegels zu orientieren. Was die Sache erleichtern wird: Weil genügend Spenden in der Kasse sind, kann der Deckendurchbruch für den dritten Bauabschnitt bereits jetzt erledigt werden.

Dass die Sanierung des Dicken Turms zügiger als befürchtet vorankommt, ist neben vielen kleineren Zuwendungen auch zwei Großspenden zu verdanken: Die Firma Festo steuert 300 000 Euro bei, vom Burgverein kommen weitere 150 000 Euro. Und auch die Turmwächter haben einiges an Spenden gesammelt, die sie demnächst übergeben wollen – verbunden mit dem Wunsch, das gesammelte Geld möglichst in etwas Konkretes zu investieren, um damit auch zu dokumentieren, dass die Sanierung des Dicken Turms ein Projekt ist, dessen Gelingen ohne das Engagement zahlreicher Bürgerinnen und Bürger kaum möglich geworden wäre.