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Endspurt bei der Sanierung des Esslinger Wahrzeichens (Esslinger Zeitung vom 17.07.2024)

Endspurt bei der Sanierung des Esslinger Wahrzeichens – Der Dicke Turm macht große Fortschritte

Mit dem dritten Bauabschnitt soll die Sanierung des Dicken Turms vollendet werden. Burgverein und Turmwächter unterstützen das Projekt erneut mit Zuwendungen.

Von Alexander Maier

Esslingen. Kaum ein historisches Gebäude liegt den Esslingerinnen und Esslingern so am Herzen wie der Dicke Turm, mit dem viele ganz persönliche Erinnerungen verbinden. Jahrzehntelang empfahl sich die dortige Gastronomie als Ort für besondere Gelegenheiten, doch 2011 strichen die damaligen Betreiber die Segel, weil sich die unerlässliche Sanierung nicht mehr gerechnet hätte. Und im Rathaus war man sicher, dass die Lichter so rasch nicht wieder angeknipst werden würden. Doch viele Bürgerinnen und Bürger kämpften für das Esslinger Wahrzeichen. Mittlerweile sind zwei Sanierungsabschnitte fertig, der dritte wird nun angepackt. Großzügige Zuwendungen des Burgvereins und des Turmwächter-Vereins erleichtern der Stadt den nächsten Schritt. Ende 2024 sollen der Turmsaal in neuem Glanz erstrahlen.

Seit Beginn der Sanierung 2019 hat sich viel getan: Ein zeitgemäßes Entree ist entstanden, das Treppenhaus erstrahlt in neuem Glanz, über den Seilergang wurde ein zweiter Fluchtweg geschaffen. Die Burgstube ist nun barrierefrei erreichbar und wurde renoviert – wo bislang der angestaubte Charme der späten 1970er Jahre das Bild bestimmt hatte, dominieren nun helle Farben und moderne Beleuchtung. Die alte Küche ist Geschichte – Veranstaltungen werden nun von Caterern bewirtet.

Der Betriebsausschuss der städtischen Gebäude (SGE) hat jüngst den Weg freigemacht für den dritten Bauabschnitt, der die Sanierung des noblen Turmsaals vorsieht, dem OB Matthias Klopfer als „Beletage des Dicken Turm“ besondere Bedeutung zumisst. Der Saal wird barrierefrei erschlossen und mit einem zweiten Rettungsweg versehen. Die alten Fenster werden durch Isolierverglasung ersetzt, Deckenflächen, Boden- und Wandbeläge werden erneuert. Alles wird fürs Catering vorbereitet, Haustechnik, Beleuchtung und Elektrotechnik werden erneuert. 920.000 Euro sind vorsorglich im Wirtschaftsplan der SGE eingeplant. Momentan rechnet der SGE-Mitarbeiter Philipp Kopper mit Sanierungskosten von 855.000 Euro. 2016 hatte die Stadt die Kosten für den dritten Bauabschnitt auf 595.000 Euro kalkuliert und festgelegt, dass saniert wird, sobald die Hälfte dieser Kosten durch Spenden finanziert ist – den Rest der tatsächlichen Baukosten übernimmt die Stadt.

Dieses Miteinander von Stadt und privaten Förderern ist für OB Matthias Klopfer vorbildlich: „An der großen Unterstützung durch Bürgerinnen, Bürger und Unternehmen sieht man, wie wichtig vielen Esslingern ihr Dicker Turm ist. Viele freuen sich darauf den Turmsaal wieder in ganzer Schönheit erleben zu können.  Der Dicke Turm ist eine wichtige Ergänzung zum Angebot an repräsentativen Räumen in unserer Stadt. Gerade Firmen wollen den Turmsaal für Veranstaltungen nutzen.“  Klopfer erinnerte an die vielen Spenden, die die Sanierung seit Jahren durch ihr Engagement voranbringen.

Hagen Schröter, der Vorsitzende des  Burgvereins, hatte zum vor-Ort-Termin mit dem OB einen Scheck über 60.000 Euro für den dritten Bauabschnitt mitgebracht. Und er ist zuversichtlich, dass das insgesamt anvisierte Spendenziel von knapp 300.000 Euro in absehbarer Zeit erreicht werden wird. Nicht zuletzt sei das Claus Brodt zu danken, der schon zu Lebzeiten „viel für die Stadt getan“ habe und der einen stattlichen Beitrag zur Sanierung des Dicken Turms hinterlassen hat. Solch großzügige Gesten sind für Schröter, der sich auch mit der Esslinger Wohnungsbau seit Jahren für den Turm einsetzt, der beste Beweis dafür, wie sehr die Sanierung vielen am Herzen liegt. Das zeige sich auch am Tag des offenen Denkmals im September, bei dem Burgverein und Turmwächter seit Jahren gemeinsam gut besuchte Führungen anbieten.

Das können Thorsten Helmcke und Johannes Vollmer vom Turmwächter-Verein nur bestätigen. Seit zehn Jahren kämpft die Initiative auf vielen Ebenen für die Sanierung des Dicken Turms, die anfangs noch in weiter Ferne schien. Doch die Turmwächter haben unermüdlich geworben und zum Beispiel mit Blick auf den Brandschutz wertvolle Kontakte geknüpft. „Für uns war immer klar, dass wir das Projekt nicht nur ideell, sondern auch finanziell unterstützen“, betont Helmcke, der zum Vor-Ort-Termin einen 20.000-Euro-Scheck mitgebracht hat – es war nicht die erste namhafte Zuwendung der Turmwächter. „Viele kleine und größere Spenden haben dazu beigetragen“, verriet der Schatzmeister. So haben Esslingerinnen und Esslinger anlässlich runder Geburtstage um Spenden für den Turm gebeten, die Turmwächter boten Führungen an und baten dafür um einen Obolus für den Turm. Thorsten Helmcke ist aber auch zur Stelle, wenn etwa die Jugendbauhütte hinter die Kulissen schauen will oder wenn die Burgstube vermietet und ein fachkundiger Vortrag gewünscht wird. Und was für Helmcke das Wichtigste ist: „Es macht Spaß, sich für solch ein großes Projekt einzusetzen.“

Die Sanierung des Dicken Turms ist schon weit vorangeschritten. Nun möchte die Stadt den malerischen Turmsaal angehen.

Warmer Regen für den Dicken Turm: Burgvereins-Chef Hagen Schröter, OB Matthias Klopfer sowie die Turmwächter Thorsten Helmcke und Johannes Vollmer (von links)

Der Dicke Turm im Wandel der Zeit

Geschichte – Die Esslinger Burg und damit auch der um 1527 gebaute Dicke Turm war Teil der Stadtbefestigung. Anfangs hatte der Turm mit seinen bis zu sechs Meter dicken Mauern ein flaches Kegeldach, das um 1800 wegen Baufälligkeit wieder abgerissen werden musste. 1887 entstand die heutige Haube, der Turm diente fortan als Aussichtsplattform. Mitte der 1970er Jahre wurden der Innere und der Äußere Burgplatz zum Stadtjubiläum 1977 aufwendig renoviert. Der Dicke Turm beherbergte danach ein Restaurant, das nicht nur seiner schönen Aussicht wegen eine der besten gastronomischen Adressen in Esslingen war.

Gegenwart – 2011 wurde das Restaurant im Dicken Turm geschlossen, neue Pächter fanden sich nicht. Lange schien es, als sollte sich daran so rasch nichts ändern, weil die Stadt die Sanierungskosten zunächst auf bis zu sieben Millionen Euro geschätzt hatte. 2014 gründete sich die Initiative Turmwächter, die später zum Verein wurde und sich für die Sanierung des Turms engagierte – wie auch der Burgverein, der sich zunächst auf die Burgstaffel und den Seilergang konzentriert hatte. Ein entscheidender Schritt gelang, als der Gemeinderat 2018 beschloss, jeden gespendeten Euro zu verdoppeln. Adi

 

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