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„Wenn eine Stadt zusammenhält“ (Esslinger Zeitung vom 31.03.2021)

„Wenn eine Stadt zusammenhält“.

Esslingen: Die Initiative Turmwächter hat sich frühzeitig für die Sanierung des Dicken Turms stark gemacht und sieht sich nun bestätigt. 

Montag, 31. März 2021

Von Alexander Maler

Es gab eine Zeit, da waren sich viele in Esslingen sicher, dass der Dicke Turm wohl noch länger ein Schattendasein fristen würde. Doch damit mochte sich eine Handvoll engagierter Esslingerinnen und Esslinger nicht abfinden. Sie gründeten 2014 die Initiative Turmwächter, sammelten Unterschriften und Spenden und setzten sich unüberhörbar für die Sanierung und Wiedereröffnung des Dicken Turms ein. Das hat anfangs nicht allen gefallen – inzwischen dürfen sich die Turmwächter bestätigt fühlen: Teile des Turms erstrahlen in neuem Glanz. Ein letzter Kraftakt steht allerdings noch bevor: Ehe mit dem Turmsaal auch der attraktivste Raum wieder zugänglich gemacht werden kann, muss die Stadt noch rund 600 000 Euro investieren. Die Turmwächter-Vorsitzende Petra Helmcke zeigt sich in einer Pressemitteilung sicher, dass das zu schaffen ist: „Dieses Projekt soll für alle Esslinger ein Hoffnungsschimmer am Horizont sein. Es zeigt, was man alles bewegen kann, wenn eine Stadt zusammenhält.“

Zum Stadtjubiläum 1977 war der Dicke Turm zum noblen Restaurant umgebaut worden: Esslinger Familien feierten dort in repräsentativem Rahmen ihre Feste, Firmen führten wichtige Geschäftspartner dorthin aus, die Stadt präsentierte Besuchern aus den Partnerstädten von dort aus einen einzigartigen Panoramablick über die Altstadt. Doch 2011 wurden im Restaurant die Lichter ausgeknipst – die Suche nach ei­nem neuen Pächter scheiterte am erheblichen Investitionsaufwand. Denn seit den späten 70er-Jahren war im Turm nicht mehr viel investiert worden. Zum kontinuierlich gewachsenen Modernisierungsbedarf gesellten sich immer schärfere Anforderungen an den Brandschutz. Und als man vor zehn Jahren im Rathaus den Investitionsbedarf addierte, stand am Ende eine Summe, die die finanziellen Möglichkeiten der Stadt weit übertraf – das Thema wurde erst einmal zu den Akten gelegt.

Eine Zeit lang wurde es still um den Dicken Turm, doch im Januar 2014 wurden die Stimmen immer lauter, die eine Sanierung des Wahrzeichens forderten. Erst wurde auf einer Facebook-Seite diskutiert, daraus entstand die Initiative Turmwächter. Und die hat gleich gewirbelt, um „den Dicken“, wie er von seinen Freunden liebevoll genannt wird, in den Fokus zu rücken. So ist eine Welle bürgerschaftlichen Engagements entstanden: Die Turmwächter begeisterten viele Esslinger für das gemeinsame Projekt, sammelten Spenden und brachten originelle Aktionen auf den Weg. Der Burgverein setzte sich ebenfalls ein und ließ das Spendenbarometer kräftig steigen. Und die Firma Festo und die Familie Entenmann brachten das Projekt mit stattlichen Summen voran.

Das nächste Ziel bereits vor Augen

Dass OB Jürgen Zieger und Finanzbürgermeister Ingo Rust, der auch als Vize-Vorsitzender des Burgvereins fungiert, nun die ersten Erfolge der Sanierung präsentieren und die Eröffnung der Burgstube in Aussicht stellen konnten (wir berichteten), macht auch die Turmwächter-Vorsitzende Petra Helmcke stolz: „Wir freuen uns sehr, dass am dunklen Corona-Himmel nun ein Sonnenstrahl sichtbar wird. Sieben Jahre lang haben wir mit maximalem ehrenamtlichem Aufwand um jeden Cent Spenden gekämpft. Jede noch so kleine Spende hat geholfen.“ Rund 40 000 Euro haben allein die Turmwächter an Spenden mobilisiert, die von der Stadt verdoppelt wurden. Und sie haben viele Kontakte geknüpft – einer hat sich nach Helmckes Wor­ten besonders ausgezahlt: „Bei ei­ner unserer Führungen im Turm gab uns ein Brandschutzexperte einen entscheidenden Tipp, wie sich die strengen Vorgaben deutlich günstiger und trotzdem wirkungsvoll umsetzen lassen.“

Die Turmwächter danken allen, die sich für das Esslinger Wahrzeichen engagiert haben. Und sie loben den Eigenbetrieb Städtische Gebäude „für die professionelle Ausarbeitung und Begleitung der Sanierung“. Nun sehen Petra Helmcke und ihre Mitstreiter das große Ziel greifbar nah: „600 000 Euro fehlen noch, um die Innensanierung zu vollenden. Die Hälfte übernimmt die Stadt, die andere Hälfte muss aus Spenden finanziert werden. Wenn sich alle wie bisher für das Projekt engagieren, sollte das zu schaffen sein. Gemeinsam lässt sich viel erreichen.“

Noch wartet eine große Aufgabe im Dicken Turm: Die Renovierung des malerischen Turmsaals soll den Schlusspunkt hinter ein ambitioniertes Projekt setzen.

Petra Helmcke – Vorsitzende der Initiative Turmwächter e.V.

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