Das Jahr des Dicken Turms ist eingeläutet (EZ 08.01.2020)
8. Januar 2020
Geldregen für ein Wahrzeichen (EZ 05.03.2020)
4. März 2020
Das Jahr des Dicken Turms ist eingeläutet (EZ 08.01.2020)
8. Januar 2020
Geldregen für ein Wahrzeichen (EZ 05.03.2020)
4. März 2020

Starke Stützen für den Dicken Turm (EZ 02.03.2020)

Starke Stützen für den Dicken Turm.

Esslingen – Turmwächter-Verein sammelt 37 000 Euro für Sanierung des Wahrzeichens und erhält von vielen Bürgern große Unterstützung

Von Alexander Maier

Vor sechs Jahren waren sie angetreten, eines der beliebtesten Esslinger Wahrzeichen aus dem Dornröschenschlaf zu wecken: den Dicken Turm. Im November 2011 waren dort im wahrsten Sinn des Wortes die Lichter ausgegangen. Und mit Blick auf den hohen Sanierungsbedarf hatten nur wenige darauf gewettet, dass der Turm rasch wieder seine Pforten öffnen könnte. Doch in Esslingen gab es viele, die sich damit nicht abfinden mochten. Zunächst organisierten sie sich in einer Facebook-Gruppe, später gründeten sie die Initiative Turmwächter, längst ist daraus ein eingetragener Verein geworden, der sein wichtigstes Ziel nun erreicht sieht: Die Sanierung des Dicken Turms ist beschlossen, die Arbeiten laufen. Wenn alles wie geplant vorangeht, könnten die ersten beiden Bauabschnitte bis Jahresende fertig sein: Dann soll die Burgstube im zweitobersten Stockwerk des Turms mit etwa 50 Plätzen für erste Veranstaltungen nutzbar sein. Sobald das komplette Sanierungskonzept realisiert ist, können sogar bis zu 199 Personen die Räume im zweiten und dritten Obergeschoss gleichzeitig nutzen. Bis dahin ist es noch ein weiter Weg, und die Stadt muss noch manche Hürden nehmen – auch finanzielle. Dabei wollen auch die Turmwächter helfen. Sie haben rund 37 000 Euro an Spenden gesammelt, die sie demnächst an den OB übergeben wollen. Dass dieses stattliche Sümmchen zusammenkam, ist auch den vielen Unterstützern zu verdanken, die die Turmwächter gefunden haben. Einige von ihnen trafen sich am Ort des Geschehens, um die Sanierung zu feiern.

„Als wir vor sechs Jahren an die Arbeit gingen, haben uns viele prophezeit, dass sich auf absehbare Zeit nichts am Dicken Turm tun wird, weil der Stadt das Geld für die Sanierung fehlt“, erinnert sich Holger Haug, der Vize-Vorsitzende der Turmwächter. „Wir sind trotzdem drangeblieben und freuen uns, dass sich das Engagement so vieler Menschen nun auszahlt.“ Turmwächterin Svenja Fleckenstein, die als Architektin weiß, wie anspruchsvoll solch ein Sanierungsprojekt ist, resümiert: „Die Turmwächter haben die Herzen vieler Menschen erreicht, die unser Anliegen mit originellen Aktionen unterstützt haben. Das hat unsere Arbeit unglaublich lebendig gemacht. Wenn man sich anschaut, was sich Einzelpersonen und Organisationen einfallen ließen, ist das ein tolles Zeichen.“ So bekommt die Spendenkasse für die Turm-Sanierung, die durch den Burgverein und seine Großspender bereits stattlich gefüllt wurde, nun weiteren Zuwachs. Und weil jeder gespendete Euro vom Gemeinderat verdoppelt wird, kommt die Turm-Sanierung nun einen großen Schritt voran. Und Turmwächter-Chefin Petra Helmcke betont: „Ohne den breiten Rückhalt, den unser Anliegen bei so vielen Esslingerinnen und Esslingern gefunden hat, wären wir sicher nicht so weit gekommen. Dafür sind wir allen Unterstützern unglaublich dankbar, weil sie unsere Arbeit auch mit ihren Ideen immer wieder neu beflügelt haben.“

Da sind etwa die Esslinger Weingärtner und Thomas Eger von Getränke Bayha, die einen Turmwein aufgelegt haben – von jeder verkauften Flasche geht ein Obolus an die Turmwächter. So brachten es beide zusammen auf 2100 Euro. „Für uns war das Ehrensache“, sagt Achim Jahn, der Vorsitzende der Weingärtner. „Schließlich wächst eine unserer besten Lagen unterhalb der Burg.“ Die einstige Festungsanlage kennt auch Katrin Schneider von der Kunstschule Das Atelier ganz genau – ihr Urgroßvater Wilhelm Seitz war einst der Burgwirt, als die Burg noch ein landwirtschaftliches Anwesen war. „Da hat man eine besondere Beziehung zum Dicken Turm“, sagt Katrin Schneider, die mit ihrer Kollegin Susi Edelmann Kunstschülerinnen und -schüler ermuntert hatte, den Turm zu malen. Die Bilder wurden in Überraschungstüten verpackt, verkauft und brachten mehr als 1500 Euro. Und als für den Denkmaltag ein wandelnder Turm gebraucht wurde, war Das Atelier ebenfalls seine Kreativität in die Waagschale.

Eine von denen, die den Dicken Turm ins Herz geschlossen hatten, war die Esslingerin Lilly Dobler. Weil das in ihrem Sinne gewesen wäre, bat die Familie nach Lilly Doblers Tod um Spenden für den Turm – mehr als 6500 Euro wurden gesammelt. „Das hätte sie gefreut“, weiß die Familie. Zu feiern hatte auch Michael Ludwig – und das gleich doppelt: Der Chef der Firma Camlog feierte 60. Geburtstag, sein Unternehmen blickte auf 20 erfolgreiche Jahre zurück. Und weil die Firmengründung damals im Dicken Turm gefeiert worden war, wünschte er sich als Präsent von seinen Gästen Spenden für die Turm-Sanierung – immerhin fast 13 000 Euro wurden gesammelt. Und der Verein Haus und Grund feierte ebenfalls Geburtstag und beschenkte zum „Hundertjährigen“ verschiedene Organisationen – 2000 Euro gingen an die Turmwächter. Für Vorstand Hermann Falch war das Ehrensache: „Genau wie unser Verein gehört auch der Dicke Turm zu Esslingen.“

Weil die Liebe zum Esslinger Wahrzeichen auch durch den Magen geht, haben Birgit Düdder und Sebastian Groß die Einnahmen ihres Oldtimer-Cateringwagens Das Pandoro am Denkmaltag den Turmwächtern gespendet – fast 1000 Euro. Professor Peter Menzel und Werner Spieth hatten als alte Freunde gemeinsam ihre runden Geburtstage gefeiert und „in Erinnerungen an wunderschöne Abende mit dem traumhaften Blick vom Turm auf die Stadt“ ebenfalls um Spenden gebeten – dabei kamen 1250 Euro zusammen. Die Esslinger CDU-Vorstände Tim Hauser und Aglaia Handler krempelten die Ärmel hoch und verkauften auf dem Wasen Schokobananen und Karussell-Tickets – ihren von den Schaustellern auf 1000 Euro aufgestockten Tagesverdienst spendeten sie für den Turm. Und das mit besonders großem Vergnügen, wie Hauser auch als Stadtrat betonte: „Eine vorbildlichere Bürgerinitiative als die Turmwächter kann ich mir nicht vorstellen, weil sie ganz viel tut, um etwas in unserer Stadt zu ermöglichen. Das ist heute nicht selbstverständlich.“