Von Alexander Maier
Hoch über den Dächern der Stadt thront Esslingens Dicker Turm. Seit die dortige Gastronomie vor Jahren ihre Segel streichen musste, bleiben im Esslinger Wahrzeichen jedoch die Lichter aus. Die Stadt tat sich lange Zeit schwer, die millionenteure Generalsanierung in Angriff zu nehmen. Doch zuletzt hat sich einiges bewegt: Der Gemeinderat verabschiedete 2015 ein Sanierungskonzept für die Burganlage, wonach die Stadt für den Erhalt der historischen Substanz inklusive „Dach und Fach“ des Dicken Turms aufzukommen hat. Dessen Innensanierung soll aus Spenden von Bürgern, Firmen und Vereinen finanziert werden. Um das Tempo zu forcieren, beschloss der Gemeinderat unlängst, jeden gespendeten Euro mit einem weiteren Euro aus der Stadtkasse zu belohnen. Dieses Angebot zeigt Wirkung: Nach der Firma Festo, die 300.000 Euro beigesteuert hat, überrreichte der Burverein nun einen Scheck über weitere 150.000 Euro. Damit kann die Stadt 2019 den ersten Sanierungsabschnitt mit der Burgstube in Angriff nehmen und den Aufzug so erneuern, dass künftig alle Etagen barrierefrei erreichbar sind.
OB Jürgen Zieger erhielt gestern einen symbolischen Scheck über 150.000 Euro von Burgvereins-Chef Hagen Schröter. „Wir sind unserem Ziel, den Dicken Turm wieder für die Bürgerschaft zu öffnen, einen Riesenschritt näher gekommen“, freute sich Zieger. In seinen Dank für all die großen und kleinen Spenden, die sich auf 150.000 Euro summiert hatten, schloss Zieger all jene ein, die sich wie der Burgverein und die Initiative Turmwächter in der Vergangenheit ins Zeug gelegt hatten, damit der Dicke Turm wieder in den Fokus rückt: „Dieses gemeinsame Engagement zeigt Wirkung“. Dass sich so viele dafür einsetzen, dass der Dicke Turm wieder für alle Esslinger geöffnet werden kann, ist auch für Hagen Schröter der wichtigste Erfolgsfaktor: „Burgverein, Turmwächter und Bürger ziehen hier an einem Strang. Da gibt es kein Gegeneinander, weil wir nur ans Ziel kommen, wenn alle zusammen helfen.“
2019 kann der erste Bauabschnitt dank Festo un der städtischen Verdoppelung beginnen. Damit die Burgstube für bis zu 50 Personen wieder geöffnet werden kann, müssen 600.000 Euro in den Brandschutz, einen zweiten Fluchtweg sowie eine Cateringküche investiert werden. Mit den 150.000 Euro, die der Burgverein nun aus Spenden von Bürgern und Unternehmen übergeben hat, plus der städtischen Verdoppelung ist zudem die finanzielle Basis zur Erneuerung des Aufzuges gesichert. Um auch den großen Saal im zweiten Obergeschoss barrierefrei zu erschließen und den Brandschutzbestimmungen Genüge zu tun, müssen weitere 1,8 Millionen Euro investiert werden. Dann können bis zu 200 Personen im Dicken Turm feiern oder Kultur genießen. “ Wir haben gewusst, dass wir einen Marathonlauf vor uns haben, ehe wir das Ziel erreichen, den ganzen Dicken Turm für Privatfeiern, Firmenveranstaltungen und Events zu öffnen“, sagt Hagen Schröter. „Aber der schnelle Erfolg in diesem Jahr macht uns Mut und wird hoffentlich auch viele andere bewegen, einen Beitrag zu leisten.“
Burgvereinsvorsitzender Hagen Schröter (links) und OB Jürgen Zieger freuen sich, dass ein großer Schritt zur Sanierung des Dicken Turms nun möglich wird (Foto: Bulgrin)
Esslinger Zeitung 06.10.2018